6 Prozent der Patienten erleiden in Schweizer Spitälern eine Infektion
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05.12.2018Ist die Grippeimpfung sinnvoll?
Jedes Jahr beginnt mit der kälteren Jahreszeit auch die neue Grippesaison. Beim Thema Grippeimpfung zirkulieren unzählige Halbwahrheiten und Falschinformationen. Die Grippeimpfung sei die beste Prävention, erklären die einen. Andere halten wenig davon. Häufige Fragen werden in der Folge thematisiert:
Wie ist die Grippe charakterisiert?
Die Grippe ist eine infektiöse Erkrankung der Atemwege. Ausgelöst wird sie durch Influenzaviren, die regelmässig, meist während der kalten Monate Dezember bis März, zirkulieren.
Die Grippe wird durch Tröpfchen übertragen, die beim Niesen, Husten oder Sprechen entstehen. Die Erreger können direkt oder indirekt (z.B. über das Berühren einer Türklinke) übertragen werden. Auch bei milden Grippeverläufen und bereits einen bis zwei Tage vor dem Krankheitsausbruch kann man Grippeviren auf seine Mitmenschen übertragen, ohne dies zu merken. Die Dauer der Ansteckungsfähigkeit kann bis zu zehn Tagen betragen.
Die Symptome einer «echten» Grippe (= Influenza) bestehen aus plötzlichem Auftreten von Fieber (>38 °C), Muskel-, Gelenk- und Kopfschmerzen, Unwohlsein und trockenem Husten. Ohne Komplikationen gehen die meisten Symptome nach drei bis sieben Tagen vorbei (Husten und allgemeine Schwäche/Müdigkeit können oft langer anhalten). Die Grippeerkrankung kann manchmal aber auch schwer verlaufen und Komplikationen verursachen, wie beispielsweise bakterielle Superinfektionen, Hals-, Nasen- und Ohren-Entzündungen, Pneumonien, Pleuritis, Myokarditis, Enzephalitis oder ein Guillain-Barre-Syndrom.
Was sind die Verbreitung und die Konsequenzen der Grippe in der Schweiz?
Die Intensität und der Schweregrad der Grippewelle sind von Jahr zu Jahr unterschiedlich. Rund 4 Prozent der Schweizer Bevölkerung (330 700 Personen) konsultierten im Winter 2017/18 wegen grippeähnlicher Symptome einen Arzt. Aufgrund von Krankheits-komplikationen kommt es jährlich zu mehreren tausend Hospitalisationen und zu mehreren hundert Todesfällen. Das Risiko von schweren Komplikationen ist bei Schwangeren, Frühgeborenen, Menschen mit bestimmten chronischen Erkrankungen und bei älteren Personen deutlich erhöht. Auch bei jüngeren, gesunden Personen kann eine Influenzaerkrankung gelegentlich langwierig und/oder schwer verlaufen. In der Schweiz verursachen die Grippe und die damit verbundenen Komplikationen jeden Winter direkte medizinische Kosten von schätzungsweise 100 Millionen Franken.
Wer sollte sich gegen die Grippe impfen lassen?
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt die Grippeimpfung für Personen ab 65 Jahren und für solche mit erhöhtem Komplikationsrisiko und/oder erhöhtem Übertragungsrisiko. Schwangere, Menschen mit Vorerkrankungen, Patienten in Spitälern, Bewohner von Pflegeheimen, Ärzte und Pflegekräfte gehören dazu.
Wann sollte die Impfung stattfinden?
Die Grippesaison beginnt meist im Januar. Der Körper braucht ungefähr zwei Wochen, bis er sich nach der Impfung richtig gegen die Viren gewappnet hat. Das BAG empfiehlt deshalb die Impfung im Oktober oder November. Man kann sich jedoch auch später noch impfen lassen. Da sich die Grippeviren ständig verändern ist es sinnvoll, sich jedes Jahr mit dem aktuellen Impfstoff impfen zu lassen. Der Impfschutz lässt zudem mit der Zeit nach.
Sind Impfungen überflüssig, da die Grippe mit Medikamenten behandelt werden kann?
Influenza, oder auch „echte“ Grippe genannt, ist eine Erkrankung, die durch Viren ausgelöst wird. Antibiotika helfen allerdings nur bei bakteriellen Infektionen, nicht aber bei Influenza und anderen viralen Infektionen. Medikamente sind auch noch aus einem anderen Grund kein Ersatz für die Impfung. Von der Anwesenheit der Grippeviren im Körper merkt man erst dann etwas, wenn sich die Erreger im Atemtrakt bereits stark ausgebreitet haben. Zu diesem Zeitpunkt helfen Medikamente dem Patienten nur noch begrenzt.
Warum sollen sich gesunde ältere Menschen impfen lassen?
Senioren ab 65 Jahren wird vom BAG empfohlen sich impfen zu lassen, weil ihr Immunsystem oft nicht mehr so stark ist. Bei ihnen kann eine Infektion mit Influenzaviren daher gefährlich werden. Da die Immunreaktion auf den Impfstoff bei älteren Menschen geringer ist, gibt es für ab 65-Jährige einen Impfstoff mit Wirkverstärker.
Warum wird die Impfung nicht generell empfohlen?
Der Körper von gesunden Kindern und Erwachsen kann meist eine Grippeinfektion bewältigen. Gesunden Menschen unter 65 Jahren wird jedoch nicht von der Impfung abgeraten. Jeder sollte selbst das eigene Risiko abschätzen: Wer oft mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist und häufigen Kontakt mit Menschen hat, ist mehr Viren ausgesetzt und hat ein höheres Ansteckungsrisiko. Wer Kontakt mit älteren und chronisch kranken Personen hat, sollte geimpft sein, damit die Erkrankung nicht übertragen werden kann.
Wie gut schützt die Grippeimpfung?
Jedes Jahr im Februar/März empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach Beobachtung der global kursierenden Influenza-Virusstämme, wie der Grippeimpfstoff auf der Nordhalbkugel für die kommende Saison zusammengesetzt werden sollte. Wie gut die Schutzwirkung ist, hängt davon ab, welche Virusstämme im folgenden Winter kursieren. Das lässt sich nur bedingt vorhersagen. In vier von fünf Jahren ist die Übereinstimmung der Impfung mit den tatsächlich zirkulierenden Grippeviren gemäss dem BAG gut.
Die Grippeimpfung schützt nicht alle Geimpften vollständig vor einer Erkrankung. Bei gesunden Erwachsenen senkt eine Grippeimpfung in den meisten Wintern das Risiko, an Influenza zu erkranken um 70‒90 %. Tritt dennoch eine Grippe auf, so verläuft diese oft milder, kürzer und seltener mit Komplikationen.
Welche Nebenwirkungen hat die Grippeimpfung?
Heutzutage lassen sich jedes Jahr mehr als 300 Millionen Menschen gegen die saisonale Grippe impfen. Wie jedes wirksame Medikament, kann auch die Grippeimpfung bestimmte Nebenwirkungen haben. Diese Nebenwirkungen sind sehr gut bekannt und sie werden kontinuierlich von unabhängigen Stellen überwacht. Die Nebenwirkungen der Grippeimpfung sind in der Regel viel harmloser als die Komplikationen einer Grippeerkrankung. Bei ca. 5 % der Geimpften treten Impfreaktionen (Reaktion des Immunsystems) mit Symptomen auf, die den Grippesymptomen ähnlich sind. Sie sind in der Regel harmlos und klingen rasch wieder ab.
Ist es möglich von der Impfung die Grippe zu bekommen?
Alle in der Schweiz zugelassenen und erhältlichen Grippeimpfstoffe sind inaktiviert und enthalten deshalb keine krankmachenden Erreger. Es ist daher unmöglich, dass die Grippeimpfung eine Grippe auslöst. Es kommt vor, dass jemand nach der Impfung zufällig eine Erkältung bekommt. Dafür sind ca. 200 verschiedene „Erkältungsviren“ verantwortlich. Gegen Erkältungen gibt es keine Impfung. Die Grippeimpfung schützt nur vor der Grippe (Influenza) und hat keinen Effekt auf das Auftreten von Erkältungen.
Welche Bestandteile sind im Grippeimpfstoff enthalten?
Die Grippeimpfstoffe enthalten jeweils inaktivierte Bestandteile von drei oder vier Stämmen von Influenzaviren. Die Grippeimpfstoffe sind seit vielen Jahren frei von Quecksilber- und Aluminiumverbindungen. Die in der Schweiz zugelassenen Grippeimpfstoffe enthalten keine wirkungsverstärkenden Zusatzstoffe (Adjuvantien) mit Ausnahme von speziellen Impfstoffen für Personen ab 65 Jahren, welche das Immunsystem zu einer vermehrten Produktion schützender Antikörper stimulieren.
Wie kann die Übertragung von Grippeviren auf Mitmenschen vermindert werden?
Auch Hygienemassnahmen tragen, zusätzlich zur Impfung, zur Verhinderung von Erkrankungen und Übertragungen bei. Daher ist es sinnvoll Verhaltensweisen zu praktizieren, die das Infektionsrisiko nachweislich senken. Dazu zählen unter anderem die Hände zu waschen und zu desinfizieren, Abstand zu Erkrankten zu halten sowie in die Ellenbeuge zu niesen oder zu husten. Weiter kann das eigene Immunsystem durch eine gesunde Ernährung und genügend Bewegung fit gehalten werden.
Wie ein effizientes Team bleiben – auch in der Grippesaison?
Wie alle Personen mit einer verantwortungsvollen Tätigkeit neigen auch Gesundheits-fachpersonen dazu, trotz Krankheit weiterzuarbeiten, um ihr Team nicht in Schwierigkeiten zu bringen. Dabei gehen sie das Risiko ein, ihre Kolleginnen und Kollegen sowie ihre Patientinnen und Patienten anzustecken und so die Arbeitsbelastung noch zusätzlich zu erhöhen. Daher sollte versucht werden, wenigstens die durch eine Impfung verhütbaren Krankheiten zu vermeiden.
Weitere Informationen:
Impf-Infoline: 0844 448 448